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Vorwort des Distriktoberen

Die Studien an den Priesterseminaren sollen sich nach dem Willen vieler Päpste ganz am hl. Thomas von Aquin ausrichten. Die scholastische Philosophie und Theologie sollen gelehrt werden. Zwei ihrer Kennzeichen sind das Bemühen um das Verständnis des Gegenübers und das Differenzieren – mit anderen Worten: das Vermeiden von Pauschalantworten. Das aber erfordert eine gewisse Ruhe und Selbstbeherrschung, um strikt sachlich zu bleiben und nicht die Emotionen sprechen zu lassen. Wenn diese Selbstdisziplin nicht aufgebracht wird, fällt die Wahrhaftigkeit der Rechthaberei zum Opfer.

Eindrücklich erleben wir das gerade in den laufenden Diskussionen zum Themenbereich Corona. Viele tun sich offenbar schwer damit, differenziert und streng nach der Wahrhaftigkeit zu argumentieren, ohne all „den anderen“ von vornherein nur schlechte Absichten zu unterstellen. Einige schrecken nicht vor unausgegorenen Aussagen mit radikalen Schlussfolgerungen zurück und erhalten dafür noch erstaunlich breite Zustimmung. Man reibt sich die Augen und fragt sich, was hier los ist. Wo ist die Sachlichkeit geblieben? 

Warum – diese Frage sollten wir uns stellen – stoßen radikale Aussagen auf solche Zustimmung?

In Krisenzeiten wie der aktuellen herrschen große Ver­wirrung und Unsicherheit. Die Menschen leiden ­darunter und suchen nach Klarheit. Je schärfer (je mehr schwarz-weiß) nun eine Aussage ist, desto mehr stillt sie das Bedürfnis nach Klarheit. 

Die Menschen sind emotional aufgewühlt, empfinden Angst (vor Dingen, die ihnen gefährlich erscheinen) und Wut (über Dinge, die ihnen falsch erscheinen). Deshalb entsprechen heftige Aussagen besser ihrer Gefühlslage. 

Daher sind viele Menschen schnell bereit, scharfen Aussagen zuzustimmen, und übersehen dabei, dass diese gar nicht ausgewogen sind. Eine ausgewogene bzw. abwägende, alle Aspekte berücksichtigende Argu­mentation wird im Vergleich zu irgendwelchen leidenschaftlichen Appellen als lasch und lau empfunden. Halten wir uns immer vor Augen: Es gibt kein noch so komplexes und kompliziertes Problem, auf das es nicht eine Antwort gäbe, die zugleich einfach, klar und falsch ist!

Diese Problematik ist nicht neu. Seit ihrem Beginn hat es der Priesterbruderschaft leider nicht an Gläubigen und sogar Priestern gefehlt, die plakativen und radikalen, aber in ihrer Einfachheit angenehmen Erklärungen auf den Leim gegangen sind. 

Besonders heikel ist dabei die Frage unserer Zugehörigkeit zur Kirche – und zwar in Bezug auf ihre sichtbare Hierarchie. Erzbischof Marcel Lefebvre hat dieses ­Problem erkannt und trefflich zum Ausdruck gebracht in seiner Predigt am 22. März 1980 in Ecône. Nachdem er ausgeführt hat, dass die römischen Autoritäten uns de facto anerkennen und dass wir „in dieser Einheit der Juris­diktion der Kirche leben“, fährt er fort: „Deshalb müssen wir uns dieser Einheit bewusst sein. Und deshalb beklagen wir es umso mehr, dass einige unserer Mitglieder uns verlassen haben. Ohne Zweifel geht dies auf die Umstände zurück, unter denen wir leben müssen, unter denen sich überall der Zweifel einnistet und eine Verwirrung der Geister eintritt. Umstände auch, die dazu führen, besonders bei solchen, die in gewisser Weise eine Kampftruppe in vorderster Linie sind, dass jene, die eben in vorderster Linie liegen, leicht zu Freischärlern werden, da sie sich eine besondere Mission zuschreiben. Es ist jedoch gefährlich, sich zum Freischärler zu machen. Es kann sein, dass man dann nicht nur den Willen Gottes nicht erfüllt, den Willen der Vorgesetzten nicht erfüllt, sondern dass man, zweifellos ohne es zu wollen, das Werk zerstört, das der liebe Gott einem zu voll­bringen befiehlt. … Wir bitten Gott, diese Männer mögen begreifen, dass ihr Platz in der Bruderschaft ist und dass sie ihre priesterliche Tätigkeit innerhalb der Bruderschaft, innerhalb einer Priesterfamilie ausüben müssen. Sonst läuft diese ihre Tätigkeit sehr Gefahr, unfruchtbar und ohne Gottes Segen zu bleiben.

Aus diesem Grund also möchte ich heute diese Einheit unter uns ganz besonders betonen. … Gerade deshalb aber, weil das schwieriger ist, wird es notwendig, dass die Bande zwischen uns stärker, fester und eindeutiger seien, damit wir untereinander einig bleiben und in dieser Ordensfamilie für das Königtum Unseres Herrn Jesus Christus arbeiten, die, noch einmal sei es gesagt, mit der Kirche aller Zeiten vereinigt ist, aber auch mit der heutigen Kirche, und ich möchte betonen: auch mit deren Leitern. Wenn diese durch moderne Ideen beeinflusst sind, denen wir nicht zustimmen können, wenn sie durch die Ideen jenes neuen Rechtes, wie Leo XIII. es nannte, beeinflusst sind, eines Rechtes, das von Leo XIII. und allen seinen Vorgängern verurteilt wurde, wenn wir uns in dieser Hinsicht nicht in vollkommener Gemeinschaft des Denkens mit jenen fühlen, mit denen wir doch in vollkommener Gemeinschaft des Denkens stehen sollten, so spielt das eine untergeordnete Rolle. Diese Tatsache zerreißt die Einheit nicht, denn auch wenn diese Männer der Tradition und dem, was ihre Vorgänger gelehrt haben, nicht völlig unterworfen sind, sind wir mit ihnen doch durch jene Apostolizität verbunden, welche durch alle Päpste bis zu dem heute regieren­den Papst auf uns herabreicht. … Halten wir also diese Einheit aufrecht, liebe Freunde! Bleiben wir untereinander vereint und bleiben wir in der Zeit mit dem Priestertum Unseres Herrn Jesus Christus vereint!“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Beten wir um die Einheit!


Mit priesterlichen Segensgrüßen

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Vorwort des Distriktoberen

Die Studien an den Priesterseminaren sollen sich nach dem Willen vieler Päpste ganz am hl. Thomas von Aquin ausrichten. Die scholastische Philosophie und Theologie sollen gelehrt werden. Zwei ihrer Kennzeichen sind das Bemühen um das Verständnis des Gegenübers und das Differenzieren – mit anderen Worten: das Vermeiden von Pauschalantworten. Das aber erfordert eine gewisse Ruhe und Selbstbeherrschung, um strikt sachlich zu bleiben und nicht die Emotionen sprechen zu lassen. Wenn diese Selbstdisziplin nicht aufgebracht wird, fällt die Wahrhaftigkeit der Rechthaberei zum Opfer.

Eindrücklich erleben wir das gerade in den laufenden Diskussionen zum Themenbereich Corona. Viele tun sich offenbar schwer damit, differenziert und streng nach der Wahrhaftigkeit zu argumentieren, ohne all „den anderen“ von vornherein nur schlechte Absichten zu unterstellen. Einige schrecken nicht vor unausgegorenen Aussagen mit radikalen Schlussfolgerungen zurück und erhalten dafür noch erstaunlich breite Zustimmung. Man reibt sich die Augen und fragt sich, was hier los ist. Wo ist die Sachlichkeit geblieben? 

Warum – diese Frage sollten wir uns stellen – stoßen radikale Aussagen auf solche Zustimmung?

In Krisenzeiten wie der aktuellen herrschen große Ver­wirrung und Unsicherheit. Die Menschen leiden ­darunter und suchen nach Klarheit. Je schärfer (je mehr schwarz-weiß) nun eine Aussage ist, desto mehr stillt sie das Bedürfnis nach Klarheit. 

Die Menschen sind emotional aufgewühlt, empfinden Angst (vor Dingen, die ihnen gefährlich erscheinen) und Wut (über Dinge, die ihnen falsch erscheinen). Deshalb entsprechen heftige Aussagen besser ihrer Gefühlslage. 

Daher sind viele Menschen schnell bereit, scharfen Aussagen zuzustimmen, und übersehen dabei, dass diese gar nicht ausgewogen sind. Eine ausgewogene bzw. abwägende, alle Aspekte berücksichtigende Argu­mentation wird im Vergleich zu irgendwelchen leidenschaftlichen Appellen als lasch und lau empfunden. Halten wir uns immer vor Augen: Es gibt kein noch so komplexes und kompliziertes Problem, auf das es nicht eine Antwort gäbe, die zugleich einfach, klar und falsch ist!

Diese Problematik ist nicht neu. Seit ihrem Beginn hat es der Priesterbruderschaft leider nicht an Gläubigen und sogar Priestern gefehlt, die plakativen und radikalen, aber in ihrer Einfachheit angenehmen Erklärungen auf den Leim gegangen sind. 

Besonders heikel ist dabei die Frage unserer Zugehörigkeit zur Kirche – und zwar in Bezug auf ihre sichtbare Hierarchie. Erzbischof Marcel Lefebvre hat dieses ­Problem erkannt und trefflich zum Ausdruck gebracht in seiner Predigt am 22. März 1980 in Ecône. Nachdem er ausgeführt hat, dass die römischen Autoritäten uns de facto anerkennen und dass wir „in dieser Einheit der Juris­diktion der Kirche leben“, fährt er fort: „Deshalb müssen wir uns dieser Einheit bewusst sein. Und deshalb beklagen wir es umso mehr, dass einige unserer Mitglieder uns verlassen haben. Ohne Zweifel geht dies auf die Umstände zurück, unter denen wir leben müssen, unter denen sich überall der Zweifel einnistet und eine Verwirrung der Geister eintritt. Umstände auch, die dazu führen, besonders bei solchen, die in gewisser Weise eine Kampftruppe in vorderster Linie sind, dass jene, die eben in vorderster Linie liegen, leicht zu Freischärlern werden, da sie sich eine besondere Mission zuschreiben. Es ist jedoch gefährlich, sich zum Freischärler zu machen. Es kann sein, dass man dann nicht nur den Willen Gottes nicht erfüllt, den Willen der Vorgesetzten nicht erfüllt, sondern dass man, zweifellos ohne es zu wollen, das Werk zerstört, das der liebe Gott einem zu voll­bringen befiehlt. … Wir bitten Gott, diese Männer mögen begreifen, dass ihr Platz in der Bruderschaft ist und dass sie ihre priesterliche Tätigkeit innerhalb der Bruderschaft, innerhalb einer Priesterfamilie ausüben müssen. Sonst läuft diese ihre Tätigkeit sehr Gefahr, unfruchtbar und ohne Gottes Segen zu bleiben.

Aus diesem Grund also möchte ich heute diese Einheit unter uns ganz besonders betonen. … Gerade deshalb aber, weil das schwieriger ist, wird es notwendig, dass die Bande zwischen uns stärker, fester und eindeutiger seien, damit wir untereinander einig bleiben und in dieser Ordensfamilie für das Königtum Unseres Herrn Jesus Christus arbeiten, die, noch einmal sei es gesagt, mit der Kirche aller Zeiten vereinigt ist, aber auch mit der heutigen Kirche, und ich möchte betonen: auch mit deren Leitern. Wenn diese durch moderne Ideen beeinflusst sind, denen wir nicht zustimmen können, wenn sie durch die Ideen jenes neuen Rechtes, wie Leo XIII. es nannte, beeinflusst sind, eines Rechtes, das von Leo XIII. und allen seinen Vorgängern verurteilt wurde, wenn wir uns in dieser Hinsicht nicht in vollkommener Gemeinschaft des Denkens mit jenen fühlen, mit denen wir doch in vollkommener Gemeinschaft des Denkens stehen sollten, so spielt das eine untergeordnete Rolle. Diese Tatsache zerreißt die Einheit nicht, denn auch wenn diese Männer der Tradition und dem, was ihre Vorgänger gelehrt haben, nicht völlig unterworfen sind, sind wir mit ihnen doch durch jene Apostolizität verbunden, welche durch alle Päpste bis zu dem heute regieren­den Papst auf uns herabreicht. … Halten wir also diese Einheit aufrecht, liebe Freunde! Bleiben wir untereinander vereint und bleiben wir in der Zeit mit dem Priestertum Unseres Herrn Jesus Christus vereint!“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Beten wir um die Einheit!


Mit priesterlichen Segensgrüßen

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