


Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
Im Psalm 91 (Psalm 90 in der Vulgata) ist von „Mittagsdämon“ die Rede, vor dem Gott uns bewahrt.
In der antiken Welt – und damit auch in der Denkweise der Kirchenväter – galt der Mittag nicht nur als die Zeit der stärksten Hitze, in welcher der Mensch körperlich etwas erschöpft ist und eine „Siesta“ braucht, sondern auch als Sinnbild für die geistliche Erschöpfung und den Mangel an Aufmerksamkeit, welche die Versuchung zur ernsten Gefahr werden lassen.
Was der Mittag im Lauf des Tages ist, ist im Jahreslauf die Zeit der Sommerferien. Man gönnt sich eine Zeit der Ruhe, macht Ferien und versucht sich zu entspannen. Das ist gut und recht, bietet aber dem Feind des Heils eine neue Art von Angriffsfläche, die er gerne nutzt, um uns vom Guten abzuhalten und zum Schlechten hinzuführen.
Weil der Teufel sehr schlau ist, versucht er Menschen, die in ihrem Leben als gute Katholiken eine gewisse Regelmäßigkeit entwickelt haben, meistens nicht durch direkte und heftige Versuchungen. Vielmehr legt er es darauf an, fast unmerklich eine Haltung aufkeimen zu lassen, die bei ihrem Wachstum von allein die Tugend erstickt. Ich möchte im Folgenden drei dieser tugendfeindlichen Haltungen aufzeigen, die in unserem persönlichen Leben zum Mittagsdämon werden können: die Überheb- lichkeit, die Mutlosigkeit und die Gleichgültigkeit.
Welche Überlegungen führen uns zur Überheblichkeit? – Wir stellen fest, dass wir praktizierende Katholiken sind und den wahren Glauben bewahrt haben. Vor dem dunklen Hintergrund der Krise in Kirche und Gesellschaft stehen wir strahlend hell da, weshalb wir ziemlich zufrieden mit uns selbst sind.
Was stimmt an diesen Überlegungen? – Wir haben tatsächlich den einzigen wahren Glauben und wir versuchen, ihn zu leben. Es gibt viele Menschen, die (dem Augenschein nach) schlimmer leben als wir.
Worin liegt der Fehler?
Das Verdienst dafür schreiben wir unbewusst uns selbst zu.
Wir vergessen, dass dies ein unverdientes Geschenk Gottes ist.
Wir übersehen, dass mit einer größeren Erkenntnis auch mehr Verantwortung verbunden ist.
Wir vergessen, dass wir ohne Gottes Beistand wahrscheinlich noch schlimmer wären als viele andere Menschen.
Was ist das Heilmittel?
Wir nehmen eine Haltung tiefer Dankbarkeit ein und erneuern diese oft.
Jedes Mal, wenn wir in uns bei einer überheblichen oder verächtlichen Haltung jemand anderem gegenüber ertappen, machen wir ein Stoßgebet, zuerst für unsere Besserung (mehr Sanftmut und Demut), dann erst für die Besserung des Anderen!
Wir halten uns immer wieder vor Augen, dass das Heil vieler von unserem Eifer und unserer Demut abhängt.
Welche Überlegungen führen uns zur Mutlosigkeit?
Wir stellen fest, dass wir immer wieder die gleichen Fehler machen. Trotz guter Vorsätze werden wir scheinbar nicht besser und haben den Eindruck, wir würden es nie zu einem tugendhaften Leben bringen: „Es hat doch keinen Wert...“
Was stimmt an diesen Überlegungen? – Aus eigener Kraft schaffen wir es tatsächlich nicht, tugendhaft zu leben.
Worin liegt der Fehler?
Wir hoffen zu wenig auf die Hilfe Gottes.
Wir vergessen, dass Gott dann (mit-)hilft, wenn wir das tun, was wir schon können.
Wir vergessen, dass Gott in der Seele am Wirken ist, auch wenn wir die Wirkungen noch nicht spüren.
Was ist das Heilmittel?
Wir bemühen uns ehrlich und tun das, was uns möglich ist.
Den Rest, d. h. auch den messbaren Erfolg, überlassen wir Gott. Auf IHN vertrauen wir!
Welche Überlegungen führen uns zur Gleichgültigkeit? Wir spüren keinen Antrieb zu einem eifrigen religiösen Leben. Ja, wir haben den Eindruck, viel Interessantes zu verpassen, wenn wir „zu fromm“ sind. Wir sehnen uns insgeheim nach einem lockereren Leben ohne „Einschränkung“ durch die Gebote. Auf viele Dinge möchten wir nicht verzichten und handeln nach dem Grundsatz „Man muss es ja nicht übertreiben!“
Was stimmt an diesen Überlegungen?
Tatsächlich fehlt oft die spürbare Lust zum religiösen Leben. Ebenso ist es richtig, dass ein Katholik sich nicht jede Ausgelassenheit und Ungebundenheit
gestatten darf.
Worin liegt der Fehler?
Wir übersehen, dass wir die Folgen der Erbsünde und damit die Neigung zum Schlechten in uns tragen, weshalb das Gute selten ohne Anstrengung möglich ist.
Wir übersehen, dass im Bereich des Religiösen Überdruss das Zeichen eines Mangels ist! (Dies im Unterschied zur Nahrungsaufnahme: Wir haben Hunger, wenn wir einen Mangel an Nahrung haben, und em-pfinden Überdruss, wenn wir genug oder zu viel davon haben. Beim Religiösen ist es umgekehrt!)
Wir übersehen, dass kurzfristiger Genuss nie glücklich und zufrieden macht.
Was ist das Heilmittel?
Maßstab für unsere Entscheidungen sollen immer weniger die momentanen Gefühle und immer mehr unsere Überzeugungen werden.
Die Überzeugung: „Geben ist seliger als Nehmen.“ (Apg 20, 35)
Die Liebe leben! Je mehr wir uns fragen, wie wir uns Gott oder den Mitmenschen schenken können bzw. was wir Ihm und ihnen schenken können, desto weniger achten wir darauf, was wir gerade gerne hätten. Da ist gelebte LIEBE! Das hält jung! Das macht glücklich!
Das Einzige, was uns Menschen glücklich machen kann, ist die wahre Liebe, die in der Hingabe besteht. Wahre Liebe kann eben nur erbaut werden auf den Trümmern des Egoismus. Die Eigenliebe muss Platz machen und nur in dem Maß, wie sie dies tut, kann die Liebe Raum
einnehmen. Wir müssen uns selbst immer mehr zurücknehmen, damit Gott in uns mehr Platz findet.
Mit priesterlichen Segensgrüßen


Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Im Psalm 91 (Psalm 90 in der Vulgata) ist von „Mittagsdämon“ die Rede, vor dem Gott uns bewahrt.
In der antiken Welt – und damit auch in der Denkweise der Kirchenväter – galt der Mittag nicht nur als die Zeit der stärksten Hitze, in welcher der Mensch körperlich etwas erschöpft ist und eine „Siesta“ braucht, sondern auch als Sinnbild für die geistliche Erschöpfung und den Mangel an Aufmerksamkeit, welche die Versuchung zur ernsten Gefahr werden lassen.
Was der Mittag im Lauf des Tages ist, ist im Jahreslauf die Zeit der Sommerferien. Man gönnt sich eine Zeit der Ruhe, macht Ferien und versucht sich zu entspannen. Das ist gut und recht, bietet aber dem Feind des Heils eine neue Art von Angriffsfläche, die er gerne nutzt, um uns vom Guten abzuhalten und zum Schlechten hinzuführen.
Weil der Teufel sehr schlau ist, versucht er Menschen, die in ihrem Leben als gute Katholiken eine gewisse Regelmäßigkeit entwickelt haben, meistens nicht durch direkte und heftige Versuchungen. Vielmehr legt er es darauf an, fast unmerklich eine Haltung aufkeimen zu lassen, die bei ihrem Wachstum von allein die Tugend erstickt. Ich möchte im Folgenden drei dieser tugendfeindlichen Haltungen aufzeigen, die in unserem persönlichen Leben zum Mittagsdämon werden können: die Überheb- lichkeit, die Mutlosigkeit und die Gleichgültigkeit.
Welche Überlegungen führen uns zur Überheblichkeit? – Wir stellen fest, dass wir praktizierende Katholiken sind und den wahren Glauben bewahrt haben. Vor dem dunklen Hintergrund der Krise in Kirche und Gesellschaft stehen wir strahlend hell da, weshalb wir ziemlich zufrieden mit uns selbst sind.
Was stimmt an diesen Überlegungen? – Wir haben tatsächlich den einzigen wahren Glauben und wir versuchen, ihn zu leben. Es gibt viele Menschen, die (dem Augenschein nach) schlimmer leben als wir.
Worin liegt der Fehler?
Das Verdienst dafür schreiben wir unbewusst uns selbst zu.
Wir vergessen, dass dies ein unverdientes Geschenk Gottes ist.
Wir übersehen, dass mit einer größeren Erkenntnis auch mehr Verantwortung verbunden ist.
Wir vergessen, dass wir ohne Gottes Beistand wahrscheinlich noch schlimmer wären als viele andere Menschen.
Was ist das Heilmittel?
Wir nehmen eine Haltung tiefer Dankbarkeit ein und erneuern diese oft.
Jedes Mal, wenn wir in uns bei einer überheblichen oder verächtlichen Haltung jemand anderem gegenüber ertappen, machen wir ein Stoßgebet, zuerst für unsere Besserung (mehr Sanftmut und Demut), dann erst für die Besserung des Anderen!
Wir halten uns immer wieder vor Augen, dass das Heil vieler von unserem Eifer und unserer Demut abhängt.
Welche Überlegungen führen uns zur Mutlosigkeit?
Wir stellen fest, dass wir immer wieder die gleichen Fehler machen. Trotz guter Vorsätze werden wir scheinbar nicht besser und haben den Eindruck, wir würden es nie zu einem tugendhaften Leben bringen: „Es hat doch keinen Wert...“
Was stimmt an diesen Überlegungen? – Aus eigener Kraft schaffen wir es tatsächlich nicht, tugendhaft zu leben.
Worin liegt der Fehler?
Wir hoffen zu wenig auf die Hilfe Gottes.
Wir vergessen, dass Gott dann (mit-)hilft, wenn wir das tun, was wir schon können.
Wir vergessen, dass Gott in der Seele am Wirken ist, auch wenn wir die Wirkungen noch nicht spüren.
Was ist das Heilmittel?
Wir bemühen uns ehrlich und tun das, was uns möglich ist.
Den Rest, d. h. auch den messbaren Erfolg, überlassen wir Gott. Auf IHN vertrauen wir!
Welche Überlegungen führen uns zur Gleichgültigkeit? Wir spüren keinen Antrieb zu einem eifrigen religiösen Leben. Ja, wir haben den Eindruck, viel Interessantes zu verpassen, wenn wir „zu fromm“ sind. Wir sehnen uns insgeheim nach einem lockereren Leben ohne „Einschränkung“ durch die Gebote. Auf viele Dinge möchten wir nicht verzichten und handeln nach dem Grundsatz „Man muss es ja nicht übertreiben!“
Was stimmt an diesen Überlegungen?
Tatsächlich fehlt oft die spürbare Lust zum religiösen Leben. Ebenso ist es richtig, dass ein Katholik sich nicht jede Ausgelassenheit und Ungebundenheit
gestatten darf.
Worin liegt der Fehler?
Wir übersehen, dass wir die Folgen der Erbsünde und damit die Neigung zum Schlechten in uns tragen, weshalb das Gute selten ohne Anstrengung möglich ist.
Wir übersehen, dass im Bereich des Religiösen Überdruss das Zeichen eines Mangels ist! (Dies im Unterschied zur Nahrungsaufnahme: Wir haben Hunger, wenn wir einen Mangel an Nahrung haben, und em-pfinden Überdruss, wenn wir genug oder zu viel davon haben. Beim Religiösen ist es umgekehrt!)
Wir übersehen, dass kurzfristiger Genuss nie glücklich und zufrieden macht.
Was ist das Heilmittel?
Maßstab für unsere Entscheidungen sollen immer weniger die momentanen Gefühle und immer mehr unsere Überzeugungen werden.
Die Überzeugung: „Geben ist seliger als Nehmen.“ (Apg 20, 35)
Die Liebe leben! Je mehr wir uns fragen, wie wir uns Gott oder den Mitmenschen schenken können bzw. was wir Ihm und ihnen schenken können, desto weniger achten wir darauf, was wir gerade gerne hätten. Da ist gelebte LIEBE! Das hält jung! Das macht glücklich!
Das Einzige, was uns Menschen glücklich machen kann, ist die wahre Liebe, die in der Hingabe besteht. Wahre Liebe kann eben nur erbaut werden auf den Trümmern des Egoismus. Die Eigenliebe muss Platz machen und nur in dem Maß, wie sie dies tut, kann die Liebe Raum
einnehmen. Wir müssen uns selbst immer mehr zurücknehmen, damit Gott in uns mehr Platz findet.
Mit priesterlichen Segensgrüßen